OEKO-TEX® gilt als Vorreiter bei Textil-Zertifizierungen. Zertifikate sind ein wichtiger Wegweiser für Konsumenten. In der Zwischenzeit jedoch gibt es jede Menge unterschiedlicher Textilsiegel. Und da stellt sich natürlich die Frage: Woran soll man sich als Konsument*in halten?
Konsumenten kommen nicht darum herum, sich zu informieren.
Bei der Vielzahl an Siegeln sei eine Bewertung für den Endkonsumenten schwierig, sagt Georg Dieners, denn jedes Siegel habe seinen speziellen Fokus. OEKO-TEX® fokussiert sich seit 1992 bei Textilien und Lederprodukten auf die Einwirkung von Chemikalien auf den Menschen und gewährleistet u.a., dass die Textilien, die wir kaufen und anziehen, keine negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Dazu wird ein Kriterienkatalog geprüft, aber auch in den Unternehmen genau geschaut, wie das Chemikalien-Management und die Qualitätssicherung erfolgen und wie mit sozialen Faktoren, zum Beispiel Menschenrechten umgegangen wird. „Konsumenten kommen aber nicht darum herum, sich zu informieren“, betont Georg Dieners.
Textilien mit unserem Siegel haben keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit.
Was lässt sich nun seriöser Weise garantieren? Was nicht? Oder: Wie weit ist Transparenz in den meist sehr komplexen textilen Ketten überhaupt möglich? Georg Dieners bestätigt, dass die Forderung nach Transparenz stärker werde. OEKO-TEX® hat hier bereits viel zu bieten. Beim Label „Made in Green“ kann zum Beispiel über den QR-Code die gesamte textile Kette eingesehen werden. Wo hergestellt wurde, welche Spinnerei, Weberei, Färberei, welcher Konfektionsbetrieb beteiligt waren. „Wie gehen tief ins Detail und stellen sicher, dass alle Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden.“ Das gelinge eigentlich immer, sagt Georg Dieners, nicht ganz einfach sei es jedoch bei Betrieben, die noch am Anfang stünden. Aber gerade für sie sei ein solches Assessment eine entscheidende Rückmeldung, wo nachzubessern ist. Textilsiegel und Zertifikate sind also auch eine wichtige Benchmark für Unternehmen.
Die Industrie ist dabei sich zu verändern.
Georg Dieners bestätigt, dass es sich heute kaum mehr ein Textilunternehmen, das am Markt bestehen möchte leisten kann, Nachhaltigkeit komplett zu ignorieren. „Die Industrie ist dabei sich zu verändern, das zeigen auch die steigenden Zertifikatszahlen.“ Immer mehr, auch große Retailer, verlangen von ihren Lieferanten Zertifikate. Dass das vor allem für viele kleine Unternehmen ein Problem sein kann, versteht Georg Dieners, da Zertifizierungsprozesse zeitlich und finanziell sehr aufwendig sind. Dennoch rät er zu diesem Prozess, da es langfristig der bessere Weg sei.
Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir fair und auf Augenhöhe miteinander umgehen.
Im Herbst erwarten wir in Deutschland das Lieferkettengesetz, das Unternehmen für ihr Handeln auch im Ausland in die Pflicht nimmt. „Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir fair und auf Augenhöhe miteinander umgehen“, sagt Georg Dieners. OEKO-TEX® habe alle Forderungen bereits integriert, so dass Lieferanten diese Nachweise erbringen können.
Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen.
OEKO-TEX® wäre nicht OEKO-TEX® würde es seine Pionierrolle nicht weiterhin einnehmen wollen. Spannende Neuigkeiten stehen an. Schon im nächsten Jahr wird es möglich sein den CO2-Abdruck in die Zertifizierungen von „STeP“ und „Made in Green“ zu integrieren. Eine wichtige Unterstützung für Einkäufer, aber auch für Konsumenten, für welche Produkte sie sich schlussendlich entscheiden möchten. Ebenso intensiv gearbeitet wird an einem „Water-Footprint“, wo der Wasserverbrauch jedes Produkts sichtbar werden soll. Ein komplexes Thema, denn Baumwolle aus Usbekistan hat zum Beispiel einen anderen CO2-Ausstoß und Wasserverbrauch als Baumwolle aus Ägypten. „Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen was die Ressourcen dieser Welt betrifft“, sagt Georg Dieners.
Schon aus reiner Vernunft müssen wir etwas tun und Bewertungsmaßstäbe schaffen, um unser Tun auf eine gute Basis zu stellen.