Pandemie: Wie die Modebranche leidet.
Die Modewelt dreht sich immer schneller. Immer mehr Trends folgen in immer kürzeren Abständen. Und dann kam Corona mit dem Shutdown. Die Fashion Welt bricht zusammen wie kaum eine andere Branche.
♦ Modetempel machen dicht.
♦ Die Branche sitzt auf Klamottenbergen von unüberschaubarem Ausmaß.
♦ In den Lagern der Textilsammler stauen sich Unmengen an Altkleidern.
♦ Durch Corona ist der weltweite Second Hand Markt zusammengebrochen.
♦ Und auch die Produktionsländer sind massiv betroffen.
In der Krise ist die Modenbranche gnadenloser denn je.
Laut Handelsverband Textil wurden vor Corona täglich mehr als 10 Millionen Kleidungsstücke verkauft. Inzwischen sind die Umsätze massiv eingebrochen. Die Branche sitzt auf Bergen von Klamotten. Aber es kommen noch weitere Lieferungen nach. Der Grund? Große Teile der Textilien werden in China produziert und werden per Schiff in Containern nach Europa verschickt.
„Das Problem der Modeindustrie ist die Kombination aus schneller Taktung mit kurzfristigen Trends und monatlichen Neuheuten bei langer Reaktionszeit.“ Dr. Peter Rinnebach, Managing Director Accenture
Im Februar hatten viele Händler noch Angst, ihre Ware aus China nicht zu bekommen. Deshalb wurden einige Produktionen in andere asiatische Länder verlagert. Dann kam auch in Europa der Shutdown. Die Zeit vom Entwurf bis sie dann im Laden liegt, dauert auch heute immer noch fast ein Jahr. Auch die Produktion in Asien dauert einige Monate. Deshalb können die Marken bei kurzfristigen Veränderungen kaum reagieren. Das Problem der Modeindustrie ist die Kombination aus schneller Taktung der kurzfristigen Trends und monatlichen Neuheuten bei langer Reaktionszeit. Und deshalb kommt trotz massiver Überbestände immer noch neue Ware nach Europa.
Auch vor Corona hatten wir schon ein massives Überangebot im Handel.
Deshalb wurde auch damals schon nur ein geringer Teil der Ware zum vollen Preis verkauft. Was vorher schon sehr schwierig für die Profitabilität der Unternehmen war, bringt sie heute teilweise in Existenznot.
Die Überbestände sind so groß wie nie. Was passiert damit?
Innature nimmt nicht verkaufte Neuware als Spende entgegen und organisiert die Weitergabe an gemeinnützige Organisationen. Ein Modell, das aus vielerlei Gründen sinnvoll wäre. Hätte das System nicht einen Haken: Spenden ist teurer als vernichten. Denn auch wenn ein Unternehmen spenden möchte, wird die Umsatzsteuer fällig.
Jeans mit Neupreis 50 Euro
Spendenkosten 4,66 Euro
Entsorgungskosten 0,85 Euro
Bundesumweltministerin Svenja Schulze will verhindern, dass Neuware vernichtet wird. Aber warum ist Spenden dann immer noch teurer? Das Bundesumweltministerium beruft sich dabei auf die Tatsache, dass das deutsche Steuerrecht auf EU-Recht basiert und das eine Umsatzsteuerbefreiung von Sachspenden von Unternehmen nicht zulässt.
Neuware spenden ist teurer als vernichten.
Laut einer Studie der Universität Bamberg (Forschungsgruppe Retourenmanagement) wurden schon vor Corona 3,9 Prozent der Retouren im Versandhandel entsorgt. Auch wenn das auf den ersten Blick nach wenig aussieht – wir sprechen hier von 20 Millionen Artikeln im Jahr. Viele Produkte sind defekt, aber ca. 7,5 Millionen Artikel hätten noch gespendet werden können.
20 Millionen retournierte Artikel werden pro Jahr entsorgt.
Welche Maßnahmen ergriffen werden, um den textilen Einzelhandel durch die Krise zu bringen und die Modeindustrie wieder auf gesunde Füße zu stellen, das Problem von Krediten, Preisreduzierungen, Überbeständen sowie weitere Einblicke in das Thema Altkleider und die Probleme der Branche mit billiger Kleidung, und der Situation der Näherinnnen in Bangladesch, einem fehlenden Lieferkettengesetz, Entschleunigung in der Mode und neue Ansätze gibt’s in der Dokumentation „Pandemie: Wie die Modebranche leidet.“
Planet e. Pandemie: Wie die Modebranche leidet.
Eine Dokumentation von Anja Utfeld. Staffel 01, Folge 08
Hier ansehen (bis 14.6.2021)