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Borbonese

Borbonese 2.0: Dorian Tarantini und Matteo Mena

Change, Made in Italy, Digitalisierung und die upgecycelte “Strapcycle”-Kollektion - ein Gespräch mit dem neuen Designer-Duo Dorian Tarantini und Matteo Mena über seine innovative Arbeit für das italienische Traditionshaus Borbonese

Schwarzes Sakko, dunkle Jeans und Cap und vizeversa eine ähnliche Kombi in Cognactönen treffen auf Tennissocken, Tattoos und Ohrringe. Auf den ersten Blick wirken Dorian Tarantini und Matteo Mena eher überraschend als Kreativdirektoren für das italienische Traditionshaus Borbonese, das seit 1910 für Handwerkskunst, italienische Nonchalance und edle Materialien steht. Aber genau das war die Idee. Junge Designer mit zeitgeistigem Spirit sollen mit ihrer “Back to the Future”-Designsprache das Turiner Traditionshaus in das neue Jahrtausend führen.

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Noch bis zum 21. Mai 2022 in den luxuriösen KaDeWe Kaufhäusern Oberpollinger (München), KaDeWe (Berlin) und Alsterhaus (Hamburg) zu erleben (und kaufen!): die FS 2022 Kollektion des Made-in-Italy Handtaschenhauses Borbonese. Zu entdecken sind den KaDeWe-Häusern die ikonischen Taschen und die neue „Strapcycle“-Kollektion auf eigens gestalteten Spaces. Während die 60ies inspirierten Kleider und Bucket Hats nur Showpieces sind. Sind alle anderen Teile käuflich erhältlich. Besonders interessiert hat uns die ebenso auffällige wie nachhaltige „Strapcycle“-Kapsel.

Strap + Upcycle = Strapcycle

„Strapcycle“ ist die kreative Wortschöpfung für die Upcycling-Kapsel, die Dorian Tarantini und Matteo Mena aus den ikonischen Nylon Bändern mit dem Borbonese-Logo und den Borbonese Schulterstraps entwickelt haben. Es gibt geflochtene Shopper und Trinkflaschen-Halter, die in Zusammenarbeit mit 24 Bottles angefertigt wurden.

Wir haben Matteo und Dorian, die sich dank der gemeinsamen Liebe zu alternativer Musik in Mailänder Clubs kennengelernt und mit dem gemeinsamen Label M1992 2017 auf der Pitti Uomo debütiert haben anlässlich der Eröffnung der Borbonese Pop-up-Fläche bei Oberpollinger in München getroffen.

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Die Kreativdirektoren Dorian Tarantini und Matteo Mena im Gespräch

Dorian Tarantini: Die Idee zur Strapcycle Kollektion kam uns im Borbonese Archive. Dort haben wir Tonnen dieser (unbenutzten!) Straps in vielen verschiedene Farben entdeckt. Um ihnen einen sinnvollen Einsatz zu geben haben wir die Straps zu einem Material zusammengesetzt. Entstanden sind verschiedene Farbkombinationen und verschiedene Schnitte. Dieses Projekt haben wir Strapcycle genannt, weil es ein Upcycling der Straps ist.

Matteo Mena: Gewebte Taschen sind gerade ein großes Thema in den Fashionshows. Da passte diese Idee, aus Schulterriemen von Taschen neue Taschen zu flechten, wunderbar. Alle Teile sind handgefertigt in Mailand. Die Straps müssen von Hand Stück für Stück zusammengeführt werden.

Unser Lieblingsstück aus der FS 2022 Kollektion? Die Strapcycle Pieces genauso wie die lemonfarbene 110 Tasche. Die kleine Hobo-Tasche. In ihr spiegelt sich Heritage von Borbonese unserer Meinung nach sehr gut wider.

Dorian Tarantini: Borbonese steht für „Made in Italy“ Pret-a-Porter. Mailänder Tailoring. Mailänder Lifestyle. Gemixt mit unserem Ansatz für neue Trends, unserem Interesse an der Zukunft, neuen Subkulturen, an digitaler Ästhetik.

Matteo Mena: Wir versuchen mit unseren Designs die traditionelle Borbonese Zielgruppe, italienische Damen, genauso anzusprechen wie eine junge, neue Zielgruppe. Mit neuen Designs – ohne die DNA zu verraten. Mit einer neuen Art der Kommunikation, Farben, futuristischen Konzepten. Wir versuchen hier einen guten Mix hinzubekommen.

Dorian Tarantini: Die Kollektionen, die wir für unsere eigene Brand M1992 entwerfen sehen komplett unterschiedlich aus, aber der Ansatz ist genau der gleiche. Wir lieben Geschichte, Kunst, Musik. Es ist ein Mix aus allem was wir lieben mit klarem Fokus auf das Produkt. Was uns inspiriert ist niemals eine einzelne Person. Es ist immer eine Community.

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Matteo Mena: Momentan versuchen viele italienische Designer, vor allem aus der jüngeren Generation, wieder zu dem wahren „Made in Italy“ Qualitätsgedanken zurückzukehren. Eine Wiederkehr von Handwerkskunst, guten Materialien, Respekt für die Materialien und die Menschen, die diese Jobs machen. Der Begriff, das Qualitätsmerkmal „Made in Italy“, wurde in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts kreiert. Er war damals zukunftsweisend. Und das ist er auch heute wieder. Das Interesse an neuen Technologien und am Respekt für die Menschheit.

Alles verändert sich gerade. Vor der Pandemie war die Welt eine andere. Matteo Mena

Dorian Tarantini: Vor der Pandemie wurde alles immer schneller und schneller. Jetzt besinnen wir uns auf eine viel gesündere Langsamkeit zurück. Hin zu mehr Authentizität. Menschlichkeit. „Made in Italy“ repräsentiert diesen Wandel.

Matteo Mena: Wir sprechen endlich auch wieder von kleineren Kollektionen. Keine Massenproduktion. Mehr Details. Die Kollektionen haben wieder mehr Tiefgang. Vor der Pandemie bestand alles aus Schedules, Timlines, Deadlines…

Es gibt immer noch Schedules, Timelines, Deadlines – ich finde, wir bewegen uns wieder auf diese Fast Track zu, die wir aus der Zeit vor der Pandemie nur zu gut kennen. Matteo Mena

Matteo Mena: Veränderung braucht Zeit. Stoffe müssen wieder anders produziert werden. Das ist nichts, was sich in einem Tag ändern lässt. Es ist eine Kunst, Materialien in immer gleicher Qualität herzustellen.

Dorian Tarantini: Es ist eine Herausforderung. Wir kommen aus einer digitalen Generation und arbeiten jetzt mit traditioneller Handwerkskunst. Das klingt sehr gegenteilig. Aber diese Bereiche können sich sehr gut gegenseitig befruchten. Die Digitalisierung wurde in der Vergangenheit geboren.

Wir repräsentieren genau diesen Clash. Tradition, modern, Zukunft, neue Technologie. Das werden wir alles zusammenbringen. Matteo Mena

Matteo Mena: Wie wir die Kommunikation verändern? In kleinen Schritten. Wir haben mit Instagram angefangen. Wir respektieren die Heritage dieser Marke und wollen keinesfalls verrückte Sachen machen, die nicht dazu passen.

Matteo Mena: Digitale Themen sind wichtig zu kommunizieren, weil wir in einer digitalen Welt, in einem digitalen Zeitalter leben. Aber wir müssen authentisch bleiben. Digitalisierung ist nicht die größte Priorität von Borbonese. Dieses Thema ist ein Teil des großen Ganzen. Es ist die Frage des richtigen Mixes.

Dorian Tarantini: Metaverse und NFT? Für mich sind das Themen, die im Video Gaming ihren Ursprung haben. Das hat eine gewisse Bedeutung für die ganz junge Generation. Aber ich habe das Gefühl, dass immer noch nicht ganz klar ist, was das Metaverse überhaupt ist. Für Borbonese ist das jedenfalls jetzt kein Thema.

Matteo Mena: Das Thema kam zu einem Zeitpunkt während der Pandemie, als wie uns alle nach etwas Handfesterem und Realität gesehnt haben. Metaverse ist eine weitere Möglichkeit sich von der Realität zu entfernen. Noch nicht zurückzukehren. Vielleicht ist oder war es einfach nicht der richtige Zeitpunkt…

Termin verpasst? Borbonese hat im Turins Green Pea, dem (bislang) nachhaltigsten Einkaufszentrum der Welt eine feste Repräsentanz. Und natürlich ist die Kollektion online erhältlich >>>