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Modemessen

Modemessen in Deutschland. (M)ein Kommentar.

Wir haben ein Messeproblem. Weniger Aussteller, weniger Besucher, weniger Einkäufer. Weniger Aufmerksamkeit. Außer man schließt seine Pforten, wie die Berliner Premium, die im November diesen Jahres nach über 20 Jahren bekannt gegeben hat, dass es keine weitere Ausgabe geben wird.

Klar, dass diese Nachricht durch die Decke gegangen ist. Aber diese Art von Aufmerksamkeit meine ich nicht. Wir brauchen positive Nachrichten. Zeitgemäße Formate, Modemessen über die berichtet werden kann. Aussteller, die wieder auf die Messen kommen. Händler, die trotz schwieriger Zeiten nach neuen Themen und Brands Ausschau halten. Mit der immergleichen Ware von den immergleichen Brands kann man zwar nichts falsch machen aber damit lockt man niemand hinter dem Ofen hervor und auch nicht in seinen Laden. Wir brauchen Medien, die das Thema feiern und nicht totreden. Die Mut machen und aufrütteln. Weitermachen wie bisher ist keine Option. Jetzt sind Lösungen gefragt. Das Schlüsselwort lautet – meiner Meinung nach – gemeinsam.

Anstelle der ewigen (obsoleten, weil nicht zielführenden) Diskussion um die Relevanz einzelner Modestädte sollte es darum gehen, wie wir den Mode(messen)standort Deutschland retten.

Modemessen

Bestandsaufnahme // Blicken wir zurück auf den Sommer 2023:

Premium, Seek und Beyond in Berlin, Neonyt in Düsseldorf, Innatex in Hofheim. Vier bzw. fünf Modemessen. Drei Städte. Ein Monat. Ähnliche Themen. (Nachhaltige) Mode. Während die Innatex seit über 25 Jahren auf (zertifizierte) Naturtextilien setzt, geht es bei der Neonyt ganz klar um nachhaltigen (Neonyt approved) Style. Auf der neuen (zweite Ausgabe) Beyond war das ebenfalls nachhaltige Mode – hier mit Fokus auf die Community. Die konventionelle Premium hatte sich nach der Talfahrt wieder etwas gefangen, spielt aber für weitere Überlegungen keine Rolle mehr, da sie eingestellt wurde. Die Seek – ebenfalls konventionell und Streetwear-lastig – hat nach der „Rückkehr aus Frankfurt“ die Nachhaltigkeit für sich entdeckt und den sogenannten Conscious Club entwickelt. Nachhaltige Brands werden am mit einem entsprechenden Icon ausgewiesen. Auf welchen Grundlagen diese Nachhaltigkeit basiert ist nicht bekannt. Interessant – auch für Einkäufer – ist aber die Kombi mit konventionellen Marken.

Das Ganze findet zwei Mal pro Jahr innerhalb von vier Wochen statt.

Daraus ergeben sich für mich mehrere Fragen:

1) Wie sollen die Marken diesen Messezirkus mitmachen? (Spoiler: Sie müssen sich entscheiden)

2) Woher sollen Einkäufer die Zeit nehmen, alle Messen zu besuchen? (Spoiler: Sie können nicht überall sein und deshalb sind überall zu wenige)

3) Wie soll die Community dieses Angebot bedienen? (Spoiler: Sie ist überfordert und nimmt – wenn überhaupt – nur die Messe „um die Ecke“ wahr)

Fazit: Wir haben eine Situation geschaffen, die den Bedarf übersteigt und alle Teilnehmenden überfordert. Jetzt bleibt erst Mal abzuwarten, was das Aus der Premium für Berlin, bzw. die Seek bedeutet. Die „kleine Schwester“ hat sich über die Jahre gut entwickelt, aber die Frage der Relevanz einer einzelnen Modemesse bleibt natürlich. Die geballte Power der Modemessen in Berlin ist Vergangenheit. Keine Selvedge Run, keine Panorama, keine Premium. Jetzt sind die Augen auf München und Düsseldorf gerichtet, wo gerade neue Formate entstehen.

Modemessen

Worum es mir aber eigentlich geht:

Unabhängig von der Relevanz einzelner Modestädte bin ich der Meinung, dass sich die B2B-Messen austauschen sollten. Gemeinsam erreicht man immer mehr. Wie? Das weiß ich auch nicht. Aber ich sehe, dass es so nicht optimal funktioniert. Dass das Potenzial so nicht ausgeschöpft werden kann. Dass man das Thema Mode in Deutschland ohne irgendwelche Veränderungen, Zielsetzungen nicht wieder auf Kurs bekommt. Dass der Mode(messe)standort Deutschland ernsthaft in Gefahr ist. Und das wollen wir alle nicht.

⇒Deshalb meine Bitte an euch Brands.

Während der letzten beiden Saisons waren so vielen Marken mit ihrer Messeteilnahme nicht zufrieden. Nicht genügend Einkäufer auf den Flächen. Kein internationales Publikum. Das Fazit: Einige Brands überlegen, auf die Modemessen nach Kopenhagen oder Amsterdam zu gehen. Abgesehen davon, dass ich davon überzeugt bin, dass dieser Ausflug außer noch größerer Kosten keinen gesteigerten Sinn macht, sende ich hiermit einen ernstgemeinten Appell an euch Brands:

Bleibt hier und nehmt bitte wieder an Modemessen in Deutschland teil.

Ja, ich weiß: Es sind gerade verdammt schwierige Zeiten. Aber es ist genauso wie mit dem Klima: Wenn wir jetzt nicht gegensteuern wird es noch schlimmer. Gut zu wissen: Es gibt spannende Förderprogramme für Start-ups und Erstausteller*innen. Die Innatex fördert jede Saison vier bis sechs Brands im Rahmen ihres Design Discoveries-Programms mit reduzierten Standkosten und extra Sichtbarkeit. Die Bewerbungsphase für Januar 2024 ist schon vorbei – deshalb: Newsletter abonnieren und für den Sommer 2024 bewerben. Auch die Neonyt hat seit der letzten Ausgabe im Juli eine eigene Area, um Start-ups und Erstausteller*innen mit einem attraktiven Preisangebot den Einstieg in die Messeteilnahme zu erleichtern. Neben der Möglichkeit Order zu schreiben, geht es bei einer Messeteilnehme auch immer um Sichtbarkeit. Um Netzwerk. Geht raus. Zeigt euch.

Modemessen

⇒Meine Bitte an den Handel:

Bitte geht wieder auf Modemessen. Natürlich setzt ihr gerade in den ebenso unsicheren wie schwierigen Zeiten auf eure Dauerbrenner, auf die Cash Cows. Aber auch in eurem Store geht es um Storytelling. Und das funktioniert mit der ein oder anderen neuen Marke (noch!) besser. Neuer Spirit. Und neue Kunden, die ihr gemeinsam mit der Brand erreicht.

Also: Kommt auf die Messen. Lasst euch inspirieren. Entdeckt neue Marken.

⇒Meine Bitte an die Community:

Ich bespiele das Thema nachhaltige Mode jetzt seit acht Jahren. In den ersten Jahren war die Community noch ganz schön aktiv. Das war herrlich. Immer wieder ein Highlight, wenn sich alle auf der Neonyt (damals noch in Berlin) getroffen haben. Inzwischen ist es deutlich ruhiger geworden. Aber es gibt euch noch. Das weiß ich. Und deshalb bitte ich auch euch:
Kommt auf die Messen. Ihr habt keine Zeit? Absolut nachvollziehbar. Aber dann teilt die Posts. Sagt es weiter. #spreadtheword

⇒Meine Bitte auch an meine Medienkolleg*innen:

Ihr seid kein Modemedium? Das macht gar nichts, denn nachhaltige Mode hat so viel mehr Anknüpfungspunkte als Mode: Handwerk, Menschen, innovative Materialien, Digitalisierung, Entrepreneurship und, und, und… Hier liegen die Themen auf der Straße bzw. auf den Ständen.

Kommt wieder auf die Messen. Ihr werdet begeistert sein, wie viel Inspiration, Kreativität und gute Vibes ihr hier erleben werdet.

Was soll ich sagen? Wir werden vor Ort sein. Und wir freuen uns schon auf die nächste Orderrunde, auf das Wiedersehen mit „alten Bekannten“ und neuen Marken. Auf die Community.

Gemeinsam können wir viel bewegen. Seid ihr dabei?
Stay tuned für Details zur Neonyt und Innatex!