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deutsche Mode

Ein Hoch auf deutsche Mode.

In den letzten Wochen wurde ich so häufig danach gefragt, wie es auf der Berliner Fashionweek war, dass ich mich dazu entschieden habe, einen Kommentar zu schreiben. Und einen Appell mitzusenden. An meine Medienkollegen, die herzlich dazu eingeladen sind, in ein „Hoch“ auf „Made in Germany“ einzustimmen. Höchste Zeit für ein bisschen Korkenknallen und Support!

Während die gesamte Fashion Crowd die letzten Wochen nach London, Mailand, Paris & Co. geblickt hat, blicke ich nochmal aktiv auf die Fashionweek nach Berlin zurück. Ganz ehrlich? Warum blicken wir immer in die Ferne? Wir haben auch eine Fashion Week. Eine Modewoche. Oder wie auch immer man es nennen mag. Der Name ist nur Makulatur. Worum es geht, ist – ja, genau – Mode. Mode aus Deutschland, unserer Heimat. Und die haben wir lange genug sträflich vernachlässigt.

Anfang September war Fashion Week in Berlin. Zusammengesetzt aus Mercedes-Benz Aktivitäten (MBFW Berlin) (acht Schauen, Panel Talks und die Ausstellung für die Capsule Collection ‚ACC01‘ im Hotel Telegraphenamt) und diverse Events und Mode-Konzepte quer durch die Stadt verteilt. Berlin war so Fashion wie schon lange nicht mehr. Was so alles möglich ist, wenn die Stadt (sprich: Berliner Senat) verstanden hat, was für ein Potenzial in der Mode steckt. Die Modeindustrie ist nicht nur einer der größten Umweltverschmutzer. Die Mode ist auch ein großer Wirtschaftsfaktor und – hallo, Klimakrise – wenn man es richtig angeht, kann Mode ein innovativer Gamechanger sein.

Warum tut sich Mode „Made in Germany“ im eigenen Land so schwer?

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Aber: Deutsche Designer gehen mit ihrer Kollektion gerne in eine der oben genannten Modemetropolen und versuchen dort zu Ruhm und (Mode)-Ehre zu gelangen. Das gelingt einfacher in einer Stadt, in der Mode einen gewissen Stellenwert hat. Wo Mode geschätzt wird. Leicht haben es Designer in Deutschland nicht. Das muss sich ändern. Und das ändert sich auch gerade.

Mit etwas Glück kehrt der ein oder andere trotzdem zurück in die Heimat (danke, Kilian Kerner, dass du Berlin den Rücken stärkst).

Was deutscher Mode lange gefehlt hat: eine Lobby. Begeisterte Medien. Unterstützung. Mode und ihre Macher brauchen mehr Sichtbarkeit. Darum kümmert sich seit einigen Jahren immer erfolgreicher der Fashion Council Germany (Interessensvertretung der deutschen Mode). Das war höchst überfällig und mehr als dringend. Denn deutsche Mode, zumindest die die man aus der Blütezeit kennt wie Escada, Strenesse, Rene Lezard, Rena Lange (um nur einige wenige aufzuzählen) sind von der Bildfläche verschwunden. Weil? Weil wir immer woanders hinschielen. Auf die Guccis, Pradas und Dolce & Gabbanas dieser Welt. Egal. Überall hin. Nur nicht ins eigene Land. Wir brauchen Konsument*innen, die heimische Marken kaufen.

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Warum deutsche Mode einen so geringen Stellenwert hat(te)? Weil es zum guten Ton gehört, sie schlecht zu machen.

So ist es auch lange der Modewoche in Berlin ergangen: Nach jeder Veranstaltung die immer gleichen Kommentare: Wer kennt schon die Designer, die in Berlin zeigen? In Berlin fehlt die internationale Presse… Hallo?! Das ist so typisch. Statt die unglaubliche Kreativität, den Veränderungswillen, die neue Modegeneration, innovative Konzepte, die neuen Ansätze, die (unter anderem!) in Berlin entstehen zu feiern und in die Welt hinauszuschreiben, wird (die meisten Berliner Medien ausgenommen) immer irgendein Haar in der Suppe gefunden. Es werden Vergleiche angestellt, wo es keine Vergleiche braucht. London ist nämlich auch nicht Mailand. Und Paris ist nicht Kopenhagen.

Welche Rolle Berlin im internationalen Fashionzirkus spielt. Die eigene. Berlin ist nicht Mailand. Soll es auch gar nicht sein. Berlin ist Berlin. Punkt.

Aber Berlin hat unglaubliches Potenzial. Dank der Unterstützung des Berliner Senats. Und durch den Fashion Council Germany (Jetzt entdecken und Mitglied werden >>>), der mit Sichtbarkeit, Förderprogrammen (Studio2Retail) und spannenden Konzepten deutsche Mode unterstützt und Berlin wieder zur Modestadt machen möchte.

Einziges Manko: Es wäre sehr schön, wenn dieses Engagement der öffentlichen Hand auch in anderen Teilen Deutschlands so funktionieren würde.

(Nicht nur) in unserer Hauptstadt sind unglaublich spannende (nachhaltige) Designer, Labels, Projekte, Organisationen am Start. Und die bekommen gerade mehr und mehr Bühnenpräsenz. Deshalb meine Bitte: Es ist höchste Zeit, die deutsche Mode zu feiern. It’s time for good news!

Meine Top 3 Highlights von der Berlin Fashion Week (und es gäbe noch mehr).

Für mich diesmal ganz besonders – nach 20 Jahren in der Modebranche – ich hatte erstmals meine 16-jährigen Töchter Leni und Pauli dabei, die sich sehr für Mode interessieren und die mich mehr und mehr unterstützen. Wir haben Schauen, Performances, Ausstellungen, Konferenzen und Installationen gesehen. Und wir haben gesehen, dass Berlin motiviert ist. Motiviert, auch „echte“ Menschen in die Modewoche zu integrieren. Und so hat sich die ein oder andere Türe für die Öffentlichkeit geöffnet, die Mode ja auch kaufen soll.

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Der Berliner Salon

Kuratiert von der ehemaligen VOGUE Chefredakteurin Christiane Arp durften 30 Teilnehmer*innen im Rahmen dieses Formats ihre Entwürfe präsentieren. Das Format, das ursprünglich im Berliner Kronprinzenpalais zuhause war und über verschiedene Stationen nun seine Heimat im Berliner Kulturforum gefunden hat, ermöglicht einen spannenden Einblick in den Status Quo der deutschen Mode. Evergreens wie Odeeh und Antonia Zander stellen hier genauso aus wie Newcomer: z.B. das Berliner Upcycling Label Avenir, OFFT

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202030 – The Berlin Fashion Summit

Endlich wieder in echt! Die vierte Edition der Nachhaltigkeitskonferenz hat knapp 2.000 Besucher*innen ins Colosseum Theater in Prenzlauer Berg gelockt. Zwei Tage lang haben über 60 Referent*innen aus der ganzen Welt ihre Expertise zum Thema „Fashion for Positive Impact: Regenerative Transformation“ geteilt. Darunter Cradle to Cradle-Gründer Prof. Dr. Michael Braungart, Dr. Rüdiger Fox (Sympatex – ein großes Interview findet ihr in unserem PUREVIU Magazin. Hier bestellen >>>)) und Marte Hentschel (Sqetch). Parallel zu entdecken: drei Ausstellungen. Die Innovations-Ausstellung All Good(s), die Estethica: What lies ahead mit dem Schwerpunkt auf progressive Upcycling Designer sowie eine Präsentation der Ergebnisse des Pop Up Think Tanks.

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Avenir Show Performance

Und spätestens hier wird deutlich, was clevere Förderkonzepte möglich machen: Die Upcycling-Brand Avenir Berlin zählt zu den Gewinnern des vom Berliner Senat für Wirtschaft, Energie und Betriebe ausgelobten und vom Fashion Council Germany umgesetzten Förderformats Studio2Retail Konzeptes. So konnte die junge Brand ihre Mode mit Message im Rahmen einer Show Performance im Berliner Lobe Block präsentieren.

Für alle weiteren Highlights: Ich habe auf @mygreenstylecom live berichtet….