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Modemessen

Modemessen-Monat. (M)ein Kommentar.

Der Januar ist – zumindest in Deutschland – Mode-Monat. Angefangen mit der Berlin Fashion Week inkl. dreier Messeformate, fortgesetzt mit der Innatex, die ihre 51. Ausgabe in Wallau bei Frankfurt gefeiert hat. Beendet wurde der Fashion-Order-Zyklus gerade von der Neonyt, die zum ersten Mal als Lizenzprodukt der Igedo Exhibitions in Düsseldorf stattgefunden hat. Unser Rückblick auf die Mode-Tour.

Frankfurt, Berlin, Wallau, München, Düsseldorf. Überall geht es um Textilien. In drei dieser Städte finden vier nachhaltige Orderformate statt. Im Januar. Innerhalb von drei Wochen. Knapp zweieinhalb Wochen waren wir – mit kurzen Stopps zuhause – auf Deutschlandtour. Um uns ein Bild zu machen, um zu Networken, um uns auszutauschen, die Community und Brands wieder auf den Modemessen zu treffen.

Mein Fazit nach über 4000 Kilometern:

  • Messen sind wichtig (auch wenn sie immer wieder totgesagt werden)
  • vier nachhaltige Ordermessen in drei Städten sind eine echte Ansage
  • die großen Themen der Zeit: Nachhaltigkeit & Circularity
  • Bye-bye inhaltsloser Mist: It’s all about Educational Content

Ob es Modemessen noch braucht? Diese Frage muss mit einem klaren ’ja‘ beantwortet werden. Zumindest was nachhaltige Modemessen oder Messen mit klarer Message angeht. Zu diesem Ergebnis sind wir gekommen, weil wir seit dem 12.1. kreuz und quer durch Deutschland getourt sind und festgestellt haben, dass Messen (immer noch!)  wichtige Plattformen für die Branche sind. Zum Entdecken, zum Ordern, zum Austauschen, zum Netzwerken und dank spannender Konferenzen, Talks zum Weiterbilden.

Gesucht (und okay besucht) waren Messen mit Message. Einfach nur Mode ist nicht mehr zeitgemäß. Und hat auch nicht so gut funktioniert.

Modemessen
Gute Brands und gute Stimmung auf der Seek in Berlin. Von links: Ines Rust von Dawn Denim, Rotholz, Zamt, Claudia Lanius und Annabelle Homann von Lanius

Premium & Seek, Berlin

Einfach nur Mode scheint nicht mehr zu reichen. Die reduzierte Besucherfrequenz und das nicht durchgängig positive Feedback einiger Aussteller auf der Premium auf dem Berliner Messegelände haben gezeigt, dass ein ehemals revolutionäres Format (Stichwort: U-Bahn-Schacht Potsdamer Platz), das 20 Jahre lang funktioniert hat, in diesen schwierigen Zeiten möglicherweise sein Profil klarer schärfen muss, um eine Zukunft zu haben. Was sich geändert hat zwischen 2003 und 2023? Konsument*innen fragen mehr nach, der gebeutelte Handel ist auf der Suche nach neuen Themen, nach Themen mit Inhalt (siehe auch Innatex-Fach-Panel „Sustainable Fashion als Erfolgsfaktor im Handel – Wie anfangen?“). Und die findet er offensichtlich eher auf der Seek (ebenfalls auf dem Berliner Messegelände), die sich in die Rubriken Streetstyle und Conscious Club gliedert. Nachhaltige Modebrands koexistieren in einer gemeinsamen Halle (die selbe wie im Sommer 2022) mit konventionellen Streetwearlabels. Unterlegt mit angenehmen DJ Sound, guter Stimmung bei Austeller*innen und Besucher*innen – Nachhaltigkeit meets Lifestyle meets entspannte Vibes scheint als Erfolgsformel in Krisenzeiten ganz gut zu funktionieren.

Unser Fazit: Klarer strukturiert als im Sommer 2022. Nachhaltigkeit ist ein interessantes Thema für den Handel. Großer Zugewinn: Die vor Ort stattfindende Nachhhaltigkeitskonferenz „202030 – The Berlin Fashion Summit“ von Studio MM04.

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Modemessen
Die Beyond Fashion Berlin hat erstmals stattgefunden. Wir drücken die Daumen für die Zweitveranstaltung im Sommer 2023.

Beyond Fashion Berlin, Berlin

Kurz vor Jahresende als e.V. auf Wunsch der Berliner Community ins Leben gerufen, hat die Beyond Fashion Berlin parallel zu Premium und Seek erstmals stattgefunden. Mit den Atelier Gardens (Hallen der Berliner Union Film Studios) wurde eine tolle Location gefunden. Ein echter Wermutstropfen: die Entfernung zu den beiden großen, etablierten Formaten auf dem Messegelände. Von dort bis zur Location in Tempelhof war man mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine gute Stunde unterwegs. Für viele Besucher*innen offensichtlich zu lang. Entsprechend niedrig die Frequenz. Aber das ist ein Thema, an dem man arbeiten kann. Und wahrscheinlich muss. Denn das Thema Erreichbarkeit war auch schon vor der Pandemie groß und spielte eine nicht unerhebliche Rolle bei der ein oder anderen, nicht unbedingt positiven Veränderung in der Messebranche der letzten Jahre. Um ausreichend Einkäufer und Presse anzuziehen und langfristig eine richtige und wichtige Rolle zu spielen, müssen sich auch mehr Marken finden. Ansonsten bleibt zu sagen: Gutes Thema, guter Ansatz, gute Stimmung unter den Ausstellern und weitestgehend Zufriedenheit mit der Order.

Unser Fazit: Eine Community Driven Ordermesse in BER anzusiedeln ist eine schöne Idee. Leider aktuell zu weit ab vom Schuss und zu wenig Aussteller, um langfristig attraktiv für den Handel zu sein. Aber: Es war eine Erstveranstaltung. Event Nr. 2 kann schon ganz anders ausfallen. Thumbs up.

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Spannend und zeitgemäß: die neu gestaltete Community Lounge @ Innatex. Sechs upcoming DesignDiscoveries treffen hier auf Organisationen, Zertifizierer & Co. Von links: GREENSTYLE, Alexandra Svendsen, SKFK

Innatex, Wallau

Die Innatex ist DIE nachhaltige Ordermesse für Naturtextilien. Etabliert seit 25 Jahren in der eigenen Messehalle der Muveo GmbH in Hofheim-Wallau bei Frankfurt, hat diese Messe auch diesmal prima funktioniert. Gut besucht und sogar Einkäufer*innen aus u.a. Kanada. Fast sind diesmal die vorpandemischen Besucherzahlen erreicht worden. In Wallau stehen die Zeichen auf Wachstum. Was will man mehr. Nachdem im Sommer 2022 ein neues Community Format eingeführt wurde, wurde dieses bei der 51. Ausgabe noch einen Schritt weiterentwickelt: Für die Community, bestehend aus Zertifizierern, Standardgebern, Verbänden und spannenden Start-ups wie Fair Model, Retraced und unsere Formate (PUREVIU bzw GREENSTYLE), und die sechs zukunftsweisenden DesignDiscoveres wurde eine neue Area im ersten OG gestaltet.

Im Rahmen der Lounge-Talks konnten wir Vertreterinnen und Vertreter von Standardgebern, Start-ups, Verbänden sowie visionären Brands auf der Bühne zusammenbringen und deren Expertise für Themen nutzen, die die Branche aktuell beschäftigt, freut sich Mirjam Smend über die rege besuchten Talks. (Fashion Network)

Im Fach-Panel habe ich am Montag mit Boris Hedde (IFH Köln), Silvio Zeizinger (Geschäftsführer des Handelsverbands Hessen), Laura Ott von Marlowe nature in Hamburg, Dr. Simone Spranz von Spranz Landhaus und Trachtenmode und Heike Hess vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN), der auch Schirmherr der Messe ist, über Nachhaltige Mode als Erfolgsfaktor für den konventionellen Handel gesprochen. Das Community Lounge Format wird in der Sommerausgabe (29. bis 31. Juli 2023) fortgesetzt.

Unser Fazit: In Wallau trifft Tradition auf Zeitgeist. Gut zu wissen: Auch die Innatex ist Teil der neuen Beyond Fashion Berlin.

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Toll kuratierte Marken auf der Neonyt in Düsseldorf. Von links: Cornelio Borda, Prepeek Panel ‚Greenwashing Trap, Aleks Kurkowski

Neonyt Düsseldorf

Berlin, Frankfurt und jetzt Düsseldorf. Endlich hat die Neonyt wieder ein festes Zuhause. Mit dem Areal Böhler und seinen ikonischen Industriehallen hätte die Location gar nicht besser sein können. Als sinnvolle Erweiterung (aber mit eigener Halle) zu den konventionellen Fashn Rooms (beides Igedo Exhibitions) haben Ulrike Kähler und ihr hoch motiviertes Team eine wirklich runde Veranstaltung geschaffen. Schön kuratierte Brands, die zeigen, dass Nachhaltigkeit optisch locker mit konventionellen Kollektionen mithalten kann, haben alle Facetten der Nachhaltigkeit sichtbar gemacht.

Themen wie Nachhaltigkeit, eine trusted Community, Side-Formate, die einen Zusatznutzen darstellen, gute Vibes, sowie eine entsprechende Incentivierung entscheiden ganz klar über den Erfolg.

Mehr als Mode: Spannende Themen auf der Fashionsustain Stage und ein lang ersehntes Wiedersehen der Community auf der Prepeek inkl. Shootings für die Creators. Begleitet wurde das Networking Event von täglichen Panels. Moderiert von Fatima Njoya, Junior Fashion & Sustainability Editor GLAMOUR Germany, kamen Themen wie Greenwashing, Diversity und Circularity auf die Agenda und wurden von Journalist*innen, Influencer*innen und Content Creators diskutiert.

Unser Fazit: Spannendes Konzept und eine Möglichkeit aus der Green Bubble rauszuwachsen: die Kombination aus Fashn Rooms und Neonyt. Die Neonyt hat gefehlt und ist jetzt endlich wieder da. Mit einem attraktiven Aufschlag, viel Engagement und einer tollen Community, die den Weg nach Düsseldorf gerne gemacht hat. #bettertogether

Weitere Informationen zur Neonyt Düsseldorf >>>

So. Nun bleibt abzuwarten, wie und in welche Richtung sich die deutsche Modemesse-Landschaft entwickelt. Unser Gefühl? Es ist einiges im Auf- und Umbruch. Stay tuned…